Der Maibaum ist keine Erfindung der Neuzeit.
Nach den Vorstellungen der Kelten, die von 1500 bis 700 v. Chr. den gesamten süddeutschen Raum besiedelten, begann zum 1. Mai der Sommer und zum 1. November der Winter. Der 1. Mai war der bedeutendste Kultfeiertag der Kelten. An diesem Tag wurden an einem Baum rituelle Blutopfer dargebracht.
Nach dem Rückzug der Römer über die Alpen löste um die Zeitenwende in Mitteleuropa die germanische Kultur allmählich die keltische ab. Es gab dabei keinen einschneidenden Bruch in den religiösen Vorstellungen und Riten. Natürlich galt auch bei den Germanen der 1. Mai als besonderer Feiertag. An diesem Tag, so glaubte man, vermähle sich die mütterliche Freia mit dem Himmelsgott Wotan. Der Baum, der anlässlich dieses Festaktes aufgestellt wurde, ein junger grüner Birken- oder Buchenstamm, sollte die Fruchtbarkeit der Felder und der Dorfgemeinschaft positiv beeinflussen.
Als Europa christianisiert wurde, versuchte man die Natur zu entseelen. Nichts war mehr heilig, außer Gott. Jedoch ließen sich die heidnischen Mythen nicht völlig ausrotten. Zum Teil lebten sie im Wissen des Volkes und seinen Bräuchen weiter, zum Teil wurden sie später in den christlichen Glauben notgedrungen aufgenommen. Dies geschah sowohl mit dem ursprünglich heidnischen Christbaum als auch mit dem Richtbaum und nicht zuletzt mit dem Maibaum.
Der eigentliche Maibaum-Brauch ist erst ab dem 13. Jh. belegbar, als er sich zum Sinnbild der Zuversicht und Hoffnung auf eine glückbringende, fruchtbare Frühjahrs- und Sommerzeit entwickelte. Immer mehr wurde der Brauch gepflegt, sich einen heiligen Baum in die Dorfgemeinschaft zu holen, da er dort gleichsam aus nächster Nähe seine segenbringende Wirkung auf Menschen, Vieh, Felder und Gehöfte ausüben konnte. Dann wurde der Brauch, wie so viele andere auch, von der Kirche verboten und verfolgt. Doch dessen zum Trotz begeisterte der Maibaumbrauch zunehmend die Bevölkerung des 13./14. Jh.
Im 15./16. Jh. festigte sich zusehends der Brauch des Maiensteckens. Die nicht allzu hohen Bäume wurden im Wald geschlagen, sie wurden nicht bemalt, sondern blieben naturbelassen und erhielten bunten Bänderschmuck. Die Burschen steckten sie dann vor das Haus ihres Mädels. Größere, entrindete Baumstangen fanden als zentral errichtete Maibäume Verwendung. Auch sogenannte Wirtsmaibäume existierten bereits. Als 1590 in einer kurpfälzischen Landesordnung einmal mehr das Maibaumaufstellen untersagt wurde, blieb dem Verbot wiederum der Erfolg versagt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) wurden nach einem soldatischen Brauch Maibäume regelmäßig am 1. Mai aufgestellt. Dies taten die Soldaten zu Ehren der Offiziere, Fürsten, hoher Ratsherren und angesehener Bürger. Anlässlich der Errichtung eines solchen Ehrenbaumes erhielten sie nämlich reichlich Maibier und auch andere Vergünstigungen zugesprochen. Dies führte dazu, dass auch bei den anderen Bürgern der Maibaum wieder stärker ins Bewusstsein geriet und zunehmend akzeptiert wurde, nicht aber von der Kirche.
Einen neuen Einschnitt im Maibaum-Brauchtum stellt das 18. Jh. dar. Nun traten erstmals die sogenannten Figurenmaibäume in Erscheinung, also Maibäume, die mit handwerklichen Zunftzeichen oder mit religiösen, aber auch patriotischen Emblemen geschmückt waren. Aber auch im 18. Jh. kritisierte und bekämpfte die Obrigkeit nach wie vor das Maibaum-Brauchtum.
1760 wurde in Altbayern gefordert: "Dem zwar uralten, aber zu nichts als zur bloßen Bürger- und Bauernlust dienenden Brauch des Maibaumschlagens soll Einhalt geboten werden." Ab dem Jahre 1808 wurde den Gemeinden die Selbstverwaltung zuerkannt, die von eigenen Bürgermeistern getragen wurde. Daraus erwuchs rasch der Wille, auch das Gemeindeleben selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Man dispensierte dabei viele Verbote aus der Aufklärungszeit und sah im Maibaum schon bald auch ein Zeichen nationalbayerischen Selbstbewusstseins. Solche Einstellung wurde nur zu gern von der Monarchie unterstützt. Gerade König Ludwig I. und König Max II. waren den alten Volksbräuchen gegenüber sehr aufgeschlossen.
Auch die Kirche konnte und wollte nun nicht mehr zurückstehen. Sie trat die Flucht nach vorn an und vereinnahmte den Maibaum als österliches Symbol der Erlösung und Auferstehung. (Daher auch der Hahn auf der Spitze bei manchen Maibäumen.)
Wahrscheinlich gab es auch in Mauggen schon früher einen Maibaum. Aber der älteste Maibaum, an den sich nur noch wenige Ortsbewohner erinnern können, wurde ca. 1935 aufgestellt.
Dieser Maibaum stand in der Nähe des Radlanwesens (Nr. 7).
Beim Aufstellen wurde von der Dorfjugend ein Bandltanz aufgeführt, außerdem wurde ein sogenanntes Burschenrennen durchgeführt, wofür ein Hindernisparcours aus Scheunentoren usw. hergerichtet wurde.
Wer damals den Baum aufgestellt hat, ist leider nicht eindeutig überliefert. Wahrscheinlich wurde er von der Dorfjugend in Zusammenarbeit mit dem Radfahrverein "Allheil Mauggen" errichtet.
Maibaumaufstellen 1955
Georg Mesner und Alois Ober waren 1955 schon interessierte Schützen-Buben
Anschließend ruhte auf Grund der Kriegszeit das Brauchtum, bis 1955 der Schützenverein "Jennewein Mauggen" unter seinem damaligen 1. Vorstand Lorenz Kübelsbeck die Initiative wieder ergriff und mit Unterstützung der Landjugend Bockhorn wieder einen Maibaum errichtete. Bei diesem Vorhaben war auch der damalige Pfarrer von Bockhorn, Hochwürden Trischberger, als treibende Kraft beteiligt.
Eigentlich sollte der vom "Hansa Bauern" spendierte Baum neben der Kapelle errichtet werden. Da aber zu dieser Zeit die Maibäume noch in den Boden eingegraben wurden und am geplanten Standplatz sich die Bodenbeschaffenheit als schlecht herausstellte, wurde dann der Baum auf dem sogenannten Beierl aufgestellt.
Ende der 50er-Jahre diente der Dorfplatz rund um den Maibaum auch als Kuhweide
Als dieser Baum wieder umgelegt wurde, schlief das Brauchtum wieder ein.
Im Jahre 1985 wurde das Brauchtum in Zusammenarbeit von den Jenneweinschützen mit dem AVC Mauggen wieder belebt.
Gemeinsam tragen die Jenneweinschützen und die AVC´ler den Maibaum 1985 zum Dorfplatz
Damit der Baum nicht mehr wie früher in den Boden eingegraben werden musste, wurde am Beierl eine Halterung für den Baum angebracht. Gleichzeitig wurde neben dem Maibaum das "Mauggner Bange" errichtet. Dieser Platz entwickelte sich zu einem geselligen Treffpunkt für Jung und Alt. An so manchen lauen Abenden wurde dort schon bis in die tiefe Nacht gefeiert.
Der wieder vom "Hansa-Bauern" spendierte Baum wurde mit viel Geduld im "Lukas-Hof" für den Festtag hergerichtet. An diesem Tag war dann der Petrus den Jenneweinschützen nicht wohl gesonnen, denn es war sehr kalt und unbeständig. Deshalb musste die anschließende Maifeier in den Saal des Gasthauses Auer verlegt werden, was die Stimmung aber nicht vermiesen konnte.
Letzte Verschnaufpause vor dem Aufstellen
Mit vereinten Kräften wird der Maibaum mit den Schwaiberln aufgestellt
Dieser Baum wurde im Rahmen einer kleinen Feier 1989 wieder umgelegt und 1990 durch einen neuen vom "Knoll-Bauern" gestifteten Baum ersetzt. An diesem Tag war der Wetterpatron den Mauggnern besser gesonnen, so dass im "Lukas-Hof" anschließend bis in die Abendstunden unter großer Beteiligung der Bevölkerung der neue Baum begossen wurde.
Maibaumaufstellen 1990
Maibaumfeier 1990
Nach vier Jahren wurde dieser Baum wieder im Rahmen einer kleinen Feierlichkeit umgelegt und ein Jahr später durch einen neuen, vom "Lukas-Bauern" gestifteten ersetzt. Dieser Baum wurde wieder von unserem unermüdlichen Maler Alois Ober bemalt. Als dieser bereits die erste Farbschicht aufgetragen hatte, wurde erst bemerkt, dass der Baum für die Halterung noch zu dick war. Er musste nochmals abgehobelt werden, was zu einem Zeitengpass führte. Auch bei dieser Feier war der Petrus den Beteiligten gut gesonnen, denn die vorhergesagte Gewitterfront kam erst in den Abendstunden an. So wurde dann trotz des Regens unter einem provisorisch errichteten Dach bis in die Nacht weiter gefeiert.
Maibaumtransport vom Lukas-Holz nach Mauggen
Alois Ober beim Maibaumanstrich
Erneuerung des Banges 1995
Bandl-Tanz des Trachtenvereins Waldeslust Grünbach 1995
Als 1999 die vier Jahre wieder vorbei waren, wurde der Baum wieder umgelegt und so wie auch die vorherigen anschließend an den Meistbietenden versteigert. Dieser Baum wurde in der Garage unseres Schützenmeisters Georg Mesner anschließend nochmals bei einer gegrillten Sau begossen. Pünktlich zum ersten Maifeiertag im neuen Jahrtausend wurde wieder ein neuer Baum, gestiftet vom "Oimer-Bauern", aufgestellt. Da zur runden Jahreszahl auch noch hinzukam, dass der "Lukas-Bauer" eine neue Halle gebaut hatte, wurde von den Jenneweinschützen mit dem AVC Mauggen zusammen ein Drei-Tage-Maifest veranstaltet. Im Zuge dieses Festes wurde eine Discoparty und ein Bayrischer Abend an den Abenden vor dem Baumaufstellen veranstaltet. Am Festtag selbst wurde mit einem Frühschoppen gestartet und nachmittags der Baum aufgestellt. Am Abend bildete ein Tanzfestival mit der Spitzenband "Pop nach 8" das absolute Highlight. Der Andrang war so groß, dass die Halle wegen Überfüllung geschlossen werden musste.
Maifeier 2000 im Lukas-Hof
Gemütliche Bangerunde
Es bleibt für die Zukunft zu hoffen, dass sich immer wieder genügend ehrenamtliche Helfer finden, damit das alte bayrische Brauchtum des Maibaumaufstellens in unserer Ortschaft nicht wieder in der Versenkung verschwindet.
Quelle: Ortschronik Mauggen, 1053-2003, Herausgegeben von der Ortschaft Mauggen im Rahmen der 950-Jahrfeier, im März 2003